Kapitel II: 1926 – Platzbau

Generalversammlung am 24. Februar 1924

HERBERT GUTMANN, Bankier und einflussreiches Clubmitglied, hatte sie einberufen, um den Umzug nach Wannsee auf den Weg zu bringen. Um ein Haar aber wäre der Start zum Fehlstart geworden. Die ursprüngliche Kalkulation, die GUTMANN gemeinsam mit Schatzmeister MAURER und Regierungsbaurat HOFFMANN entworfen hatte, lag mit 300.000 Rentenmark deutlich unter den aktuellen Realitäten. Im Eiltempo musste neu gerechnet werden, und bevor man zu später Stunde auseinanderging, hatte es Gutmanns Überzeugungskraft geschafft, auch mit dem höheren Finanzierungskonzept die Mehrheit der Versammlungsteilnehmer auf seine Seite zu bringen.

Und nicht nur das, nach ebenfalls intensiver Debatte wurde Gutmanns Vorschlag als neuer Präsident akzeptiert, den Club zukünftig „Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee“ zu nennen. Die Weichen waren also gestellt.
Nun mussten „nur noch“ die notwendigen Gelder beschafft werden. Dass solches Bemühen auch damals nicht einfach war, braucht nicht extra betont zu werden. Für den Bau des Platzes und des neuen Clubhauses sollten von den Mitgliedern – den sogenannten „Gönnern“ – zinslose Darlehen von je 10.000 Mark zur Verfügung gestellt werden. Der Jahresbeitrag lag damals im Jahr 1924 bei 300 Mark.

Rasch stellte sich jedoch heraus, dass man beim Bau des Platzes auf großzügige Spenden angewiesen sein würde. Die flossen zum Glück noch reichlicher als erhofft. Im Sommer 1925 waren schon 12 von 18 Löchern fertiggestellt. Zugleich war ein Clubhaus im Entstehen, das wegen des unerwartet zahlreichen Zuganges neuer Mitglieder während des Baus von anfänglich 14 Meter auf schließlich 112 Meter Frontfläche ausgedehnt wurde.

Das neue Clubhaus

Der Schilderung von DR. HANS-WILHELM ARNOLD kann man nichts hinzufügen:
Zur Seite ein mächtiger Uhrenturm, der zum Wahrzeichen der imposanten Anlage wurde. Über eine große Freitreppe gelangten die Besucher hinein, betraten eine Halle, aus der man rückwärtsblickend ein wunderschönes Panorama genoss, über die Wälder, Grüns und Fairways hin bis zum leichten Dunst in der Ferne, der über dem Griebnitzsee und über dem Park Babelsberg lag (…). Auch wohnen konnte man in diesem Clubhaus. Den Mitgliedern stand ein Dutzend Zimmer zur Verfügung. Sie trugen dazu bei, dass es Mode wurde, in Wannsee das ganze Wochenende zu verleben.

Der 26. Mai 1926: Premierentag

Mit Berlins Oberbürgermeister GUSTAV BÖSS an der Spitze verfolgte ein großes Aufgebot an Prominenz auf der Terrasse das Hissen der grün-weißen Clubfahne. Nach dem offiziellen Festakt gab es ein Wettspiel der zwölf besten Wannsee-Golfer. Mit dem deutschen Verbandsmeister DR. BERNHARD VON LIMBURGER aus Leipzig sowie FREIHER VON BISSING aus Frankfurt/M. und einem renommierten Sechser-Team aus Hamburg.

Hinterher hieß es im Sportteil einer Zeitung, LIMBURGER sei als Sieger mit 82 Schlägen gut nach Hause gekommen, immerhin elf Schläge vor dem Hamburger AMSINCK auf dem zweiten und dem Wannseer WINDELS mit 94 Schlägen auf dem dritten Rang. Danach spielten die Pros ein Vierball-Spiel; PERCY ALLISS und ALFRED STIEFEL contra den Leipziger HANTON und den Berliner ZIMMER. Hunderte von Zuschauer beobachteten jeden Schlag; auch die Presse war stark verteten.

Weitblick: Vergrößerung um Neun-Loch-Gelände am Stölpchensee

Allerdings war die Folgerung eines Reporters doch allzu euphorisch, wonach der Golfsport gute Chancen habe, sich zum Volkssport der Zukunft zu entwickeln. Immerhin aber lässt sich feststellen, dass das Präsidium des GLCBW in jenen Tagen erheblichen Weitblick bewies, der sich später auszahlen sollte. Da der Zustrom von neuen Mitgliedern unverändert anhielt, wurde bald an eine Vergrößerung der Anlage auf 27 Löcher gedacht.

Während die Clubleitung für die inzwischen 1400 Mitglieder Startzeiten einführte, um einen geordneten Spielbetrieb zu gewährleisten, sicherte man sich ein etwa 90 Morgen großes Gelände in Richtung Stölpchensee, auf dem mit viel finanziellem und zeitlichem Aufwand zusätzlich 9 Löcher angelegt wurden. Schon damals konnte somit ein kombinierter Platz mit neun „alten“ und ebenso vielen neuen Löchern bespielt werden, der mit 6.020 Metern Länge auch den internationalen Maßstäben entsprach. Platzrekordhalter wurde der Engländer T.A. TORRANCE (SANDY LODGE) mit einer 68-Runde.