Kapitel I: 1895 – Die Gründung

Die Wiege des Berliner Golfsports: der „Berlin Golf Club“

Wer mit dem Auto aus der Berliner City über den Spandauer Damm in Richtung Westend fährt, sollte an der Ecke Bolivarallee einen Stopp einlegen. Ein schlichtes Metallschild weist auf die Kleingartenkolonie „Golfplatz“ hin. Fairways, Abschläge und Grüns sucht man allerdings vergebens.

Und doch hat an jener Stelle die Wiege des Berliner Golfsports gestanden. Unter der Regie einer Handvoll amerikanischer und britischer Diplomaten wurde an dieser Stelle 1895 der „Berlin Golf Club“ gegründet, aus dem später, nach einigen Umwegen, der „Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee“ entstand.

Offizielles Domizil: eine umgelegte Pferderennbahn

Kaum war das letzte Rennen beendet, griffen die Golfer zu. Hatten sie sich doch bis dahin mit neun dürftigen Löchern auf einem nahegelegenen Militärgelände begnügen müssen. Mit Feuereifer wurde der Umbau des Geläufs gestartet. Die Tatsache, dass der Platz bereits eingezäunt und sogar ein Bewässerungssystem vorhanden war, war eine große Erleichterung.

Kaum gegründet, nahm der Spielbetrieb im Berlin Golf Club konkrete Formen an. Speziell die mit reichlich Humusboden genährten Grüns wurden von den Experten gelobt. Schlechter kamen in der Kritik die Fairways weg, da an vielen Stellen der angestrebte Graswuchs nur schwer mit dem Berliner Boden in Einklang zu bringen war. Der Spielfreude tat dies jedoch keinen Abbruch.

Die älteste Trophäe im deutschen Golfsport: Der Gründerpokal

Wie der Senior der Berliner Golfjournalisten, DR. HANS-WILHELM ARNOLD, zu berichten wusste, wurde schon 1896 um einen überaus attraktiven Silberpokal gestritten. Ein beim deutschen Kaiserreich akkreditierter US-Diplomat hatte ihn gestiftet. Drei Jahre hintereinander (1920-1922) wurde die Trophäe von unserem Clubmitglied WILLIAM GERB gewonnen. Dieser traditions- und geschichtsträchtige Pokal ist bis heute erhalten und wird alljährlich als „Gründerpokal“ ausgespielt.

Jahrelang lag der Platzrekord am Spandauer Damm bei 74, aufgestellt vom damaligen Pro ALFRED STIEFEL. Erst 1923 spielte WILLIAM GERB sensationelle 70, die auf dem Platz in Westend nie mehr unterboten wurde. Viele prominente Gäste spielten auf der Anlage am Spandauer Damm; so auch der deutsche Kronprinz FRIEDRICH WILHELM. Ebenso der spätere englische KÖNIG EDURD VIII., wenn er seinen Onkel, KAISER WILHEM II., an der Spree besuchte. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde der Name Berlin Golf Club 1914 in Golf-Club Berlin `eingedeutscht´.

Erster Weltkrieg und Inflation

Während der folgenden vier Kriegsjahre flogen am Spandauer Damm zwar immer weniger Bälle, völlig aber kam der Spielbetrieb dort niemals zum Erliegen. Und kaum hatte die nach Kriegsende eingesetzte britische Kommission zur Kontrolle des Waffenstillstandes ihre Tätigkeit in Berlin aufgenommen, wurde in Westend auch wieder gegolft.

Nach wenigen Jahren geriet der Platz jedoch in die Wirren der zu jener Zeit grassierenden Grundstücksspekulationen. HEINRICH MENDELSSOHN, damals der bekannteste Makler und Bauherr der Stadt, kaufte das Gelände. Allerdings nicht, um es dem Golfsport zu erhalten, sondern um dort umfangreiche Wohnsiedlungen zu errichten. Sollten Berlins Golfer nicht heimatlos werden, musste in aller Eile ein Ausweichquartier gefunden werden.

„Sport im Bild“
Illustrierte Wochenzeitschrift für Sport, Gesellschaft, Theater, 9. Juni 1916:

Vom Golf-Club Berlin. Der neue Spielplatz, mit dessen Anlage der Golf-Club Berlin vor Ausbruch des Krieges begonnen hatte, wird vorläufig nicht fertiggestellt werden, da es infolge der herrschenden Verhältnisse an Arbeitskrften mangelt. Da der Club infolgedessen noch auf mehrere Jahre auf den Spielplatz in Westend angewiesen sein wird, hat er beschlossen, noch einige Grüns anzulegen,um die hauptsächlich im Sommer beanspruchten Sommergrüns zu entlasten. Die sportliche Tätigkeit des Clubs ist in der Zeit seit Ostern recht rege gewesen, und die mehrfachen Wettspiele fanden stets zahlreiche Beteiligung.