Kapitel IV: 20er und 30er Jahre
Beste Visitenkarte für den GLCBW
Einen überaus wichtigen Entschluß für das sportliche Renommee des Clubs hatte Präsident GUTMANN bereits 1926 gefaßt, als er den Premierengast PERCY ALLISS für fünf Jahre als Golflehrer auf dem Wannseer Platz verpflichtete. Insider schwärmen noch heute davon, welches Erlebnis es für sie bedeutete, den Engländer spielen zu sehen. Maßgeblich war es PERCY ALLISS zu verdanken, dass viele prominente Golfer unserem Club einen Besuch abstatteten, zumal Präsident GUTMANN von 1928 bis 1932 auch Präsident des Deutschen Golf-Verbandes war.
Spannende Turniere und aufsehenerregende Titelkämpfe
Ein ganz besonderes Ereignis war der Abstecher des amerikanischen Ryder-Cup Teams im Jahre 1929 nach Wannsee. Für eine im Vergleich zum sportlichen Wert des Ereignisses relativ niedrige Garantiesumme konnten die Profi-Stars ins Teilnehmerfeld der Offenen Deutschen Meisterschaften verpflichtet werden. Wenn sie allerdings an einen besseren Spaziergang geglaubt haben sollten, dann stellte sich das als Trugschluß heraus. Logischerweise kannten sie unseren Platz längst nicht so gut wie speziell PERCY ALLISS, der bei dieser Gelegenheit stark beachtete Siege über so bekannte Spitzengolfer wie WALTER HAGEN und HORTON SMITH feiern konnte.
Auch in den Vorjahren hatte PERCY ALLISS die deutschen „Offenen“ in Wannsee gewonnen. 1927 gegen seine Landsleute TORRANCE und HAVERS. 1928 mußte ihm ERNEST WHITECOMBE Tribut zollen. Ähnlich spannend war 1927 das Finale um den Pokal der Berliner Zeitung „BZ am Mittag“, bei dem sich PERCY ALLISS und BRUNO JERSOMBECK gegenüberstanden. Den Erfolg der Briten konnte der Berliner JERSOMBECK letztlich nicht verhindern, dass er jedoch sehr knapp ausfiel, war erneuter Beweis dafür, wie sehr deutsche Golfer inzwischen von ihrem Vorbild PERCY ALLISS profitiert hatten.
Noch heute muß man die Golfgemeinde jener Jahre beneiden, was ihr seinerzeit „frei Haus“ geliefert wurde. Einige Beispiele: 1930 der Besuch des Walker-Cup-Aufgebotes der USA, auch wenn BOBBY JONES als damals weltbester Amateur nicht dabei war. So die phantastische Demonstration des australischen Trick-Golfers JOE KIRKWOOD oder der Besuch des legendären englischen Pros HENRY COTTON, der zwischen 1933 und 1939 „Abonnement-Finalist“ der Offenen Meisterschaften von Deutschland war und in den Jahren 1937, 1938 und 1939 Sieger wurde. Insgesamt zwölfmal war der Platz in Wannsee bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges Austragungsort deutscher Titelkämpfe. Wer wünscht sich nicht, dass an diese Tradition angeknüpft werden könnte.
Golf der Extraklasse
Schon damals zählte ein keineswegs kleine Zahl von Golfern des GLCBW zur deutschen Extraklasse. Noch aus Westend hatten u.a. FREIHERR VON THÜNA, WILLIAM GERB, DR. KARL BECK und HANS SAMEK einen guten Ruf. Es kamen Namen wie SCHWERDTFEGER, LESSMANN, WINDELS, GRAF, REICHENBACH ROMMENHÖLLER, MAIER-JUNG, FAHRENHOLZ, MAGNUS, POENSGEN STEVENS, VON MANTEUFFEL, FREDDIE GUTMANN und REICHERTZ hinzu. Obwohl zahlenmäßig nicht so stark vertreten, gerieten unsere Damen gegenüber der männlichen Konkurrenz nicht ins Hintertreffen. FELICITAS TAG VON BETHMANN-HOLLWEG und URSULA VON DER MARWITZ-LORENZ gehörten zu denen, die vielbeachtete internationale Erfolge erzielten.
Erzwungener Abschied unseres Präsidenten
„LISSY“ TAG übertraf durch ihren Sieg 1929 beim schwedischen Championat sogar die damals beste deutsche Spielerin ERIKA SELLSCHOPP. Ihre Karriere wurde jedoch durch das neue Regime in Deutschland gebremst. Ohnehin warfen die veränderten politischen Machtverhältnisse in Deutschland für unseren Club nach 1933 erhebliche Probleme auf. Sie erzwangen den Abschied von HERBERT GUTMANN und seiner Familie. Mit ihm wurden viele andere Mitglieder zur Emigration gezwungen. Statt eines Präsidenten stand ein „Vereinsführer“ an der Spitze des GLCBW. DR.DR.H.C. JULIUS BUEB war der erste, der mit ALBERT POENSGEN als Stellvertreter, Dr. HANS VON FLOTOW als Schatzmeister und ULRICH WINDELS als Spielführer diese delikate Fukltion übernahm. Der sportliche Höhenflug des Clubs hielt aber zum Glück noch unvermindert an.
Das Olympiajahr 1936
Im Olympiajahr 1936 kam endlich auch BOBBY JONES zum lang ersehnten Gastspiel an die Spree. Wenn auch seine beste Zeit schon ein wenig hinter ihm lag, so hieß es doch in der „Deutschen Golfzeitung“, fast wie ein kleiner Gottesdienst sei jener Morgen in Wannsee gewesen.
Und weiter wörtlich: Wie auf Kugellagern schwingt der Meister seinen Schläger, scheinbar gemächlich nimmt er ihn zurück, und weich, ganz weich, aber doch mit verblüffender Geschwindigkeit schwingt er ihn durch (…) so sieht jeder Schlag ganz selbstverständlich aus, und der Ball, so meint man, muß dort enden, wo er enden soll.